Richard Wagner und der Drehorgelmann
Richard Wagner, der große deutsche Komponist, ging einmal in den Strassen Berlins spazieren. Da hörte er aus einem Hof die Klänge einer Drehorgel: es war der Hochzeitsmarsch aus seiner Oper „Lohengrin“, der schnell populär geworden war. Aber wie wurde die feierliche Melodie hier entstellt. Im Tempo einer schnellen Polka wurde sie heruntergespielt.
Der Meister trat in den Hof und ging auf den Drehorgelmann zu. „Sie spielen das Stück viel zu rasch, mein Lieber!“ — sagte er und stellte sich als Komponist der Oper „Lohengrin“ vor. „Bitte erlauben Sie mir, die Kurbel selbst zu drehen“.
Der Alte hatte nichts dagegen und lauschte aufmerksam der Melodie, während Wagner drehte. Als der Marsch zu Ende gespielt war, versprach der Alte dem Komponisten, in Zukunft nach seinem Vorbild das richtige Tempo einzuhalten.
Einige Tage später kam Richard Wagner wieder an dem Drehorgelmann vorbei, der jetzt wirklich den Marsch im richtigen Tempo spielte. Wie war aber der Meister erstaunt, als er an der Drehorgel ein grosses Schild erblickte mit der Aufschrift „Schüler von Richard Wagner“!