18. Internationales Drehorgelfestival in Thun vom 20. und 21. Juli 2013
192 Teilnehmende: aus der Schweiz, Deutschland, Österreich, Belgien und den Niederlanden.
Grosse Vielfalt an Instrumenten: Das kleine "Bakker"-Bauchörgeli, wunderbare Eigenbau-Orgeln, zahlreiche Raffin-Orgeln und mächtige Strassenorgeln, alles war vertreten. Für Abwechslung war gesorgt. Für Interessierte gab es auch zahlreiche historische Instrumente mit klangvollen Namen (z.B. Bacigalupo, Riemer und Ruth) zu bewundern.
Zusätzliche Attraktionen: ein Riesenrad, Bänkelsänger, Liederweiber, und ein Zauberkünstler.
Eine Schweizer Première: Break -Dance zu Drehorgelmusik mit der Gruppe Funk Treez (generationenverbindend und einfach suuuuuper!).
Gediegenes Samstagabend-Programm mit dem Jazzorgellady Quartett (Drehorgel mit Jazzband).
Stimmung unter den Teilnehmenden: harmonisch und kollegial. Man freute sich aneinander und miteinander!
Publikum: friedlich, freudig und interessiert.
Kurz: Es war ein gelungener Anlass, der mir in bester Erinnerung bleiben wird.
Ein herzliches Dankeschön an die Organisatoren für die grosse geleistete Arbeit.
Peter X. Bürgisser
Fotos von Peter X. Bürgisser
Gross war am vergangenen Wochenende der Aufmarsch der Drehorgelspielerinnen und –spieler am 18. Internationalen Drehorgelfestival in Thun. Aus der Nordwestschweiz waren gegen 30 „Kurbler/innen“ mit ihren herrlichen Instrumenten am Freitagabend nach Thun gereist, dem Tor ins Berner Oberland, und bereuten ihr Kommen nicht: Zwei Tage strahlend blauer Himmel, Sommerwärme und vor allem Tausende von interessierten Zuhörern und Zuhörerinnen machten den Anlass zu einem unvergesslichen Erlebnis. 14 Grossorgeln aus Holland, Deutschland, Österreich und der Schweiz spielten auf zugewiesenen Plätzen, während sich die rund 150 Drehorgeln aus halb Europa durch die Innerstadt verteilten. Wunderschöne alte Walzenorgeln mit weichem vollem Ton luden zum Träumen und Tanzen ein, so etwa Drehorgeln, die im 19.Jahrhundert in Liestals Partnerstadt Waldkirch gebaut worden waren. Aber auch Instrumente aus moderner Produktion überzeugten mit Liedern aus der neuesten Hitliste. Ja, und erst die Örgelifrauen und –herren, da fühlte man sich um hundert Jahre zurückversetzt, die Damen mit riesigen Hüten, wahre Kunstwerke, mit prächtigen Röcken und der Mann mit Strohhut, farbig gesticktem Gilet und schwarzer Hose mit Seidenband. Es war ein richtiger Ohren- und Augenschmaus für jeden, der ein Stückchen Nostalgie in sich trägt.
Auch das Moritaten Singen wurde gepflegt, waren doch nicht nur der grossartige Bänkelsänger Armando il Bello und sein Liederweib Maja la Felice da, sondern auch die berühmte Gruppe „Die tugendhaften Bänkelsänger“ aus Deutschland. Ein Riesenrad an der Aare trug jeden hoch über die Thuner Altstadt empor und eröffnete den Blick auf den Thunersee und die schneebedeckten Alpen, während von tief unten die Klänge der Strassenorgel „Pigalle“ herauftönten, von Hand gekurbelt durch Esthi und Dänny Widmer aus Binningen.
Auf der Bühne vor dem Rathaus spielte im Abendprogramm das Jazzorgellady Quartett. Die kritische Bemerkung sei gestattet, dass sich eine Pfeifenorgel nicht unbedingt für Jazz eignet. Das Publikum hat diese etwas besondere Musik trotzdem mit grossem Applaus honoriert.
Noch nachts um elf Uhr orgelten drei Baselbieter in der Hauptgasse, bis einige Regentropfen den Klängen ein Ende setzten.
Am Sonntagmorgen lockte ein Gottesdienst über 200 Besucherinnen und Besucher auf den Rathausplatz. Dänny Widmer aus Binningen begleitete mit seiner Drehorgel die Choräle und Frau Pfarrerin Schwander predigte zum Festivalthema „Drehen und Tanzen“. Dazu erklang der Welthit „…und sie tanzten einen Tango…“, gespielt auf einer in Liestal gebauten Drehorgel. Ein spontaner Applaus belohnte das mutige Zwischenstück. Nach dem Gottesdienst wurde wieder auf allen Plätzen georgelt, so dass sich bis zum Abend hin über ganz Thun ein grosser Musikteppich legte.
Zufrieden und mit nicht enden wollenden Orgelklängen im Ohr machten sich die Nordwestschweizer am Sonntagabend auf den Heimweg, vor dem Auto einen fürchterlichen Stau, aber hinten im Auto die geliebte Orgel.
Edi Niederberger