Drehorgelfestival in Keszthely - Drehorgel Schweiz

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Drehorgelfestival in Keszthely

Berichte & Fotos > 2013
1. Internationales Drehorgelfestival, 7./8. Sept. 2013 in Keszthely (Ungarn)


„Ungarn hat eingeladen, wir sind gekommen.“
Voller Erwartung und Spannung haben wir uns auf den Weg  Richtung Plattensee (Balaton) in Ungarn gemacht. Die Reise ging über Innsbruck, Salzburg, Graz, in das für uns bisher unbekannte Land Ungarn.
Kurz vor der ungarischen Grenze, die erste Überraschung: Das Navi steigt aus! Ja, wunderbar, ohne aktuelle Strassenkarte und ohne Navi, das kann ja heiter werden.
Mit Hilfe eines Taschenkompass ziehen wir ungehindert weiter Richtung Südosten, irgendwo, irgendwann werden wir schon entsprechende Hinweisschilder finden, die uns den Weg zeigen.
Ja, denkste. Die ungarischen Ortsnamen, wie Esztergalyhorváty oder Csurgónagymarton, so kompliziert und für unsere Zunge unaussprechbar, hatten
es in sich.
Bevor man den Ortsnamen einigermaßen gelesen, geschweige denn ausgesprochen hatte, ist man schon längst vorbei und sicher in die falsche Richtung gefahren.
Kurz nach dem Grenzübertritt die nächste Überraschung und erstes Erstaunen.
Eine kleine Ruhepause in einem Café, wir genehmigten uns zwei Capuccino und zwei Stück Torte (sehr fein!). Kosten 500 Forint, knapp 2.00 Euro! An die günstigen Preise könnte man sich gewöhnen, die ungewohnte Währung
war aber am Anfang noch gewöhnungsbedürftig. Nach dem Kalorienschub ging es nun weiter Richtung Keszthely.
Finden wir jetzt den richtigen Weg zum Balaton? Ganz einfach, alle Orts-Bezeichnungen mit Balaton-xyz usw. benutzten wir als Orientierungshilfe, nach dem Motto: Wo Balaton drauf steht, muss auch Balaton drin sein.
Es hat funktioniert!

Wir haben Keszthely erreicht, über Strassen, na, ja, die Strassen waren für unsere Verhältnisse sehr ungewohnt, aber wir wollen uns nicht beklagen, man hat uns ja vorgewarnt.
Möglichst immer in der Strassenmitte fahren, der Strassenrand hatte schon bessere Zeiten gesehen und war nicht befahrbar. Unmöglich, da schlägt es dir sämtliche Plomben und Kronen aus dem Gebiss. Jetzt wissen wir auch, warum es in Ungarn so günstige Zahnbehandlungen gibt.
Nichtsdestotrotz, wir sind heil und ganz in Keszthely angekommen, Plomben noch drin und Drehorgeln noch ganz.
Der erste Eindruck stimmte uns nachdenklich, offensichtliche Bescheidenheit, eine kleine Spur Reichtum, mit einem Hauch von der k.u.k.  Monarchie.
Aber der herzliche Empfang und die Freude der Gastgeber und auch der Einwohner waren überwältigend, diese Offenheit hat all unsere Erwartungen übertroffen.
Bei dem Empfangsapero im Museum von Hansjörg und Irina Surber trafen wir altbekannte Gesichter und hörten altbekannte Stimmen (Lutz und Jubeljette)
aus der Drehorgelszene.
Anschliessend beim Nachtessen im Hotel Bacchus wurde kräftig zugeschlagen, in fester und flüssiger Form und alte Erinnerungen ausgetauscht. Mein Gott, man wird ja auch älter und lebt ja schliesslich von den Erinnerungen.
Man hat ja sonst nix vom Leben…..

Müde, aber gestärkt für den nächsten Tag und voll Spannung, wie das erste ungarische Drehorgelfestival verlaufen wird, zogen wir uns in die verschiedenen Schlafgelegenheiten zurück.

Der nächste Tag, Samstag, schönstes Spätsommerwetter, Eintreffen und Begrüssung auf dem Hauptplatz (Fö tér) von Keszthely, übrigens eine der kleinsten Universitätsstädte in Europa.
Wir staunten nicht schlecht, waren doch bereits eine stattliche Anzahl von Besuchern auf dem Platz, da konnte ja nichts mehr schief gehen.
Ca. 50 Drehorgeln und mehrere Strassenorgeln aus verschiedenen Nationen belebten die romantische Fussgängerzone. Einheimische Damen und Herren flanierten in historischen Kostümen auf und ab und waren neben den Drehorgelspielern ein beliebtes Fotoobjekt. Die Begeisterung der immer grösser werdenden Besucheranzahl spornte alle Drehorgelspieler und -spielerinnen an, ihr Bestes zu geben.
Es wurde gesungen, getanzt, gelacht und das Publikum in jeder Beziehung mit
einbezogen und sie machten mit!
Da ist manche Kurbel heiss gelaufen und manche Kehle fast ausgetrocknet, aber Gott sei Dank, gab es gutes Bier.
Herrlich, die Freude der Besucher zu sehen, die Dankbarkeit, die sie uns mitteilten, es war für uns alle berührend.
Alle Besucher, ob gross, ob klein, waren begeistert und belohnten die Darbietungen mit herzhaftem Applaus oder mit kleinen Spenden, was gar nicht so selbstverständlich war, wenn man das bescheidene Leben dort in Betracht zieht.
Am Samstagabend, nach geschlagener Schlacht, wurde uns unter freiem Himmel im Yachthafen eine originale, rassige Gulaschsuppe (mit alles drrrin!) am offenen Feuer spendiert. Gulaschsuppe bis zum Abwinken, wegen eventueller Magenverstimmung musste man sich keine Sorgen machen, die entsprechende Medizin wurde sofort nachgereicht. Köstlicher Eigenbrand! Eine rassige Zigeunermusik haben wir jedoch vermisst, leider.
Auch der folgende Sonntag, ungebrochener Enthusiasmus. Die Fröhlichkeit und Freude kannte keine Grenzen. Man wurde sofort ins Herz geschlossen, ungehindert der Sprachbarrieren, Musik verbindet, da braucht es keine Worte.
Mit Tränen in den Augen haben sich viele Besucher bei uns dafür bedankt, dass wir ihnen diese grosse Freude und Überraschung bereitet haben.
Unser allerherzlichster Dank geht an Hansjörg und Irina Surber, den  Initianten und Mitorganisatoren, sowie allen Sponsoren und Helfern, die es ermöglicht haben, ein so schönes und nachhaltiges Drehorgelfestival zu veranstalten.

                                              Köszönöm
                                         (ungarisch: Danke)

Das Drehorgelfestival wird auch den eingefleischten Drehörgelern in bester Erinnerung bleiben, die Freude, die Dankbarkeit und Spontaneität war doch für alle eine riesige Bereicherung.

„Viszontlátásra“ (Auf Wiedersehen)

Ruth und Ueli Schneider

Anmerkung der Redaktion:
Herzlichen Dank Ruth und Ueli Schneider für diesen schönen Bericht.
Hier geht es zur Homepage von Ruth und Ueli Schneider
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